• Absetzen von Jungtieren

Eine Häsin säugt ihre Jungen etwa sechs bis zehn Wochen lang. Es gibt durchaus auch Häsinnen, die auch noch nach zwölf Wochen dazu bereit sind. Solange die Häsin noch über Milch verfügt, sollte man sie die Jungen auch säugen lassen, denn es gibt kein gesünderes und wertvolleres Futter wie die Muttermilch. Je mehr Muttermilch ein Kaninchen bekommen hat, umso besser wird es später auch gedeihen. Ein Züchter, der nur wenige Häsinnen in seinem Bestand hat und diese noch ein zweites Mal decken lassen möchte, ist natürlich gezwungen, die Jungtiere entsprechend früher abzusetzen, weil er sonst mit seinen zweiten Würfen zu weit in den Sommer hineinkommt und er diese Jungtiere aufgrund des dann oft fehlenden Gewichtes nicht oder nur bedingt für die ab Herbst stattfindenden Alttierschauen verwenden kann.

Hinsichtlich des Absetzens der Jungtiere gibt es verschiedene Möglichkeiten:

1. Variante:

Die Jungtiere werden von der Mutter getrennt und gemeinsam in einen neuen Stall gesetzt und bleiben dort noch etwa vierzehn Tage zusammen, bevor sie der Züchter dann wiederum in einzelne Buchten verteilt.

Ähnlich zu sehen ist das Absetzen der Jungtiere von der Häsin, indem man nicht alle Jungtiere in eine Bucht setzt, sondern die männlichen und die weiblichen Jungtiere jeweils gemeinsam in eine Bucht setzt.

Vorteil: Der „Schmerz“, von der Mutter getrennt zu werden, wird für das einzelne Tier etwas gemildert, weil alle Jungtiere noch eine gewisse Zeit zusammenbleiben können.

2. Variante:

Der Züchter trennt die Jungtiere von der Häsin und setzt die Jungen jeweils einzeln in neue Buchten.

Vorteil: Die Jungtiere „trauern“ nur einmal, wenn sie von der Häsin getrennt werden und gewöhnen sich dann sehr schnell an die neue Umgebung ihres eigenen Stalles.

3. Variante:

Die weiblichen Jungtiere werden von der Häsin getrennt und sofort jeweils in eigene Buchten gesetzt, während die männlichen Jungtiere bei der Häsin verbleiben und weiterhin von ihr gesäugt werden können.

Vorteil: Die jungen Rammler, die oft naturgemäß in ihrer Entwicklung langsamer sind wie die weiblichen Jungtiere, können „aufholen“, indem sie länger die wertvolle Muttermilch aufnehmen dürfen.

Jeder Züchter muss für sich selbst entscheiden, welche Variante des Absetzens er bevorzugt bzw. seinen Vorstellungen am ehesten entspricht. Hier spielt natürlich auch eine gewisse züchterische Erfahrung eine Rolle, die man im Laufe der Zeit bekommt.

Sobald die Jungen im Stall herumhoppeln, hat der Züchter auf Sauberkeit im Stall zu achten, denn die Jungen sind in diesem Alter sehr empfindlich.

Der Züchter könnte auch überlegen, ob es nicht vielleicht günstiger ist, die Häsin bereits sehr früh von ihren Jungen zu trennen. Das Säugen kann trotzdem in der gewohnten Form erfolgen. Die Häsin wird – einmal pro Tag reicht meistens völlig aus – in den Stall ihrer Jungen gesetzt und nach dem Säugen wieder in ihre Bucht zurückgebracht.

Das möglichst frühzeitige Trennen der Häsin von den Jungtieren hat folgende Vorteile:

  1. Der Züchter kann schnell erkennen, ob die Häsin ihre Jungen noch säugt, denn er setzt das Muttertier in den Stall der Jungtiere und bleibt für die Zeit des Säugens an dieser Bucht bzw. kann anhand der Zitzen überprüfen, ob der Säugevorgang auch tatsächlich stattgefunden hat (bei erfolgreichem Säugen sind die Fellhaare um die Zitzen herum nass). Sollte die Häsin ihre Jungen nicht mehr gesäugt haben, kann er sie anders füttern. Anders füttern bedeutet, dass die Häsin ab diesem Zeitpunkt nicht mehr das beste Futter erhält bzw. sie nicht mehr so reichhaltig gefüttert wird. Während der Säugezeit benötigt eine Häsin viele Vitamine bzw. Nährstoffe, damit sie in der Lage ist, möglichst viel Milch zu geben. Würde man der Häsin dieses gute Futter auch weiterhin reichen, obwohl sie nicht mehr säugt, wäre dies einerseits unwirtschaftlich, denn Futter – insbesondere Fertigfutter – ist gerade in der heutigen Zeit nicht ganz günstig und könnte besser für andere Tier verwendet werden und andererseits würde die Häsin zu fett gefüttert, so dass der Züchter in den meisten Fällen arge Probleme hat, diese Häsin erneut trächtig zu bekommen. Hier sollte er dann auf diese gute Fütterung verzichten und lediglich ein Erhaltungsfutter reichen, damit er dieses Muttertier ein weiteres Mal decken lassen kann bzw. ohne Schwierigkeiten von dieser Häsin einen weiteren Wurf Jungtiere erhält.
  2. Durch das Trennen der Jungtiere, die in ihrem Aufwachsstadium neben der wertvollen Kaninchenmilch nur bestes Futter erhalten sollen, wird gewährleistet, dass die Jungtiere dieses gute Futter auch wirklich bekommen. Man kann oft beobachten, dass sich die Häsin unmittelbar nach der Fütterung sofort auf diese Nahrung stürzt und die Jungen kaum eine Chance haben, etwas davon abzubekommen. Durch das Trennen der Häsin von ihren Jungen wird also die vom Züchter gewünschte Ernährung der Jungtiere sichergestellt und gleichzeitig ausgeschlossen, dass das Muttertier – wie bereits oben dargestellt – zur Weiterzucht nicht mehr verwendet werden kann, weil es infolge zu guter Fütterung verfettet ist.
  3. Jungtiere sind insbesondere zwischen dem zweiten und dem vierten Lebensmonat der Gefahr der Kokzidiose ausgesetzt. Kokzidien werden mit dem Kot des Muttertieres ausgeschieden und anschließend von den Jungtieren mit dem Futter oder in anderer Form aufgenommen. Junge Kaninchen, die nicht besonders widerstandsfähig sind, erkranken hieran sehr leicht und verenden. Diese Kokzidiosegefahr lässt sich zum einen mindern, wenn man seine Tiere auf Roste setzt bzw. Kotschubladen verwendet, so dass die jungen Tiere erst gar nicht mit dem Kot in Berührung kommen und darüber hinaus auf ein hohes maß an Sauberkeit in seinen Ställen achtet. Zum anderen kann der Züchter aber auch durch das frühzeitige Trennen des Muttertieres von den Jungen diese Ansteckungsgefahr vermeiden. Der Züchter setzt dann die Häsin lediglich zum Säugen in die Bucht mit den Jungtieren. Dies kann mehrmals täglich geschehen, obwohl ein einmaliges Säugen pro Tag als völlig ausreichend erachtet wird. Durch dieses Trennen verhindert der Züchter weitgehend die Berührung der Jungtiere mit dem Kot des Muttertieres.